Von Finn Bachmann
Bredenbeck. An der Bredenbecker Grundschule stehen umfassende Sanierungsarbeiten an. Wie das Gebäude am Ende aussehen soll, entscheiden die Architektinnen in diesem Fall allerdings nicht alleine: In einem zweitägigen Workshop durften die Grundschülerinnen und -schüler am vergangenen Donnerstag und Freitag selbst Ideen für ihre Schule entwickeln.
Dabei sei es vor allem um die Inneneinrichtung gegangen, erklärt Innenarchitektin Tanja Remke. Die formalen und baulichen Fragen seien natürlich bereits geklärt. Welche Farbe haben die Wände, wie sollen Freiflächen genutzt werden und wo sollen Sitzgelegenheiten stehen? Auf diese Entscheidungen könnten die Kinder nun aber aktiv Einfluss nehmen.
Auftakt mit Musik und Filmen
Dazu hat Remke mit ihrer Kollegin Lena Dohrmann zunächst ein Experiment gemacht. Mit Musik und Filmen haben sie den Kindern bestimmte Atmosphären und Gefühle vorgestellt. Diese haben die Mädchen und Jungen im Anschluss mit lachenden oder traurigen Smileys bewertet. Am nächsten Tag wurde es dann konkreter. In schuhkartongroßen Holzboxen durfte jedes Kind seinen eigenen Raum basteln. Dabei erhielten die Schülerinnen und Schüler Unterstützung aus der Elternschaft: Ein Schreiner bereitete die Kisten für sämtliche 27 Kinder vor. Das alles geschah sehr zur Freude der Bredenbecker Schulleiterin Tatjana Seidensticker. „Es ist toll, dass alle an einem Strang ziehen“, lobt sie.
Mit Grundschülern hatte Architektin Remke bisher noch nicht gearbeitet. Am Anfang sei sie deswegen angespannt gewesen, berichtet sie. Das Engagement der Mädchen und Jungen habe sie aber schnell überzeugt und positiv gestimmt. „Wir sind total berührt“, bekräftigt Remke.
„Das sind die Experten hier“
Die Nutzerinnen und Nutzer eines größeren Gebäudes in die Planung von Baumaßnahmen mit einzubeziehen, sei in der Branche noch nicht sehr weit verbreitet – für ihr Architekturbüro stelle es inzwischen aber den Standard dar. So sei es schließlich viel einfacher, zu erfassen, welche Umbauten nötig seien. „Das sind die Experten hier“, findet Remke. Die Arbeit in der Bredenbecker Schule habe ihr einen Einblick in den Alltag der Kinder gegeben. „Wir verstehen so viel besser, was die Kinder brauchen“, erklärt Remke das Projekt.
Eine breite Beteiligung an Sanierungsarbeiten biete darüber hinaus noch einen entscheidenden weiteren Vorteil: Transparenz und Kommunikation schafften auch Verständnis für Unannehmlichkeiten, die die Bauarbeiten auslösen können, betont die Innenarchitektin. „Alle wissen, wofür hier gearbeitet wird.“
Die Grundschulkinder haben mit ihren Modellen derweil nicht nur an Plänen für das Schulgebäude gearbeitet, sondern ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. So hat Emma zum Beispiel einen Raum im Himmel gebaut. Die Viertklässlerin findet Wolken interessant – und rätselt gerne, welche Figuren man in ihnen entdecken kann. Mit Kreativität könne man sogar Tiere wie ein Krokodil am Himmel erkennen, meint sie.
Ian hat in dem von ihm entworfenen Zimmer auch an Nützliches im Alltag gedacht, beispielsweise an im Fußboden eingebaute Lampen. Und wer sorgfältig sucht, findet in seinem Raum sogar eine versteckte Schatzkiste.
Quellenangabe: Barsinghausen/Wennigsen vom 05.02.2022, Seite 3